3D Artist auf Weltreise - Technische und Logistische Lösungsansätze
Ich habe den Studiengang “Virtual Design” an der Hochschule Kaiserslautern im Jahr 2014 abgeschlossen und arbeite nun seit ziemlich genau 10 Jahren als 3D Artist mit Schwerpunkt Visualisierung in den Bereichen Automobildesign und Produktdesign. Während dieser Zeit war ich weitgehend fest angestellt.
Diese Arbeitsgrundlage stellt sich mit dem Beginn unserer Weltreise auf den Kopf - Die Jobs sind gekündigt, es gibt keinen festen Arbeitsplatz mehr und die Selbstverständlichkeit verschiedener Gegebenheit ist nicht mehr gegeben.
Was mit diesen Beruf bis heute einher geht ist der Bedarf an möglichst hoher Rechenleistung, vor allem dann, wenn man im Bereich hochauflösender Renderings und Animationen arbeitet. Dadurch ist man oft an pyhsisch große und schwere Systeme gebunden, die die nicht oder nur bedingt mobil sind.
Da die Produktvisualisierung oft schon im Designprozess von zentraler Bedeutung ist, unterliegen viele Arbeiten der Geheimhaltung, was meist einen Geschützen Arbeitsplatz erfordert, der nicht öffentlich zugänglich ist und von fremden Blicken geschützt ist.
Der Bedarf an viel Strom erklärt sich von selbst, und das Internet ist auch ein zentraler Faktor. Hier geht es nicht nur um die Kommunikation mit Kunden und Kollegen, sondern der Bedarf geht weit darüber hinaus: Technische Probleme und Lösungsansätze ergeben sich oft über das Recherchieren bei YouTube und diversen Foren. Kreative Prozesse, Ideenfindung und Moodboards werden erst durch Google, Pinterest und Co. möglich.
Zusammenfassend haben sich für die Weltreise und die nahtlose Weiterarbeit in meinem Beruf folgende Themen herausgestellt, für die ich Lösungen erarbeiten musste:
Ausreichend Rechenleistung zum Rendern in einem mobilen Gerät
Das Thema Geheimhaltung und die Möglichkeit, von Unterwegs arbeiten zu dürfen
Elektrizität und Internet
Einer der wichtigsten Schritte, die ich unternommen habe, lag schon 5 Jahre vor Beginn unserer Reise. Im Jahr 2019 habe ich meine Festanstellung bei einem Automobilhersteller aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten verloren, und hatte dadurch die Möglichkeit, gewisse Weichen neu zu stellen. Dass so eine Reise mal stattfinden wird, stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, auch wenn es noch kein konkretes Konzept gab. Dennoch wusste ich, dass in der Automobilbranche vor allem zwei Themen nur sehr schwierig mit einer Weltreise zu vereinbaren sind: Geheimhaltung und die Handhabung von oft extrem großen 3D Szenen.
So habe ich mich bewusst auf die Suche nach einer anderen Branche gemacht. Das Ziel: Produkte, die medial weniger aufsehen erregen, sich weniger ernst nehmen - und auch damit weniger der Geheimhaltung unterliegen. Gleichzeitig sollten die Produkte weniger Komplex sein, um schlankere 3D Szenen zu haben, die sich auch mit etwas weniger Leistung gut bearbeiten und rendern lassen.
Nach einer überschaubaren Suche bin ich bei einem Unternehmen in der Kosmetikbranche gelandet, das sowohl für des Designprozess der Produkte als auch für die Vermarktung einen großen Bedarf an 3D Visualisierung hat. Vom Automobildesign in die Kosmetikbranche - was im erstem Moment wie ein Downgrade klingt, hat für mich direkt 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die 3D Szenen, mit denen ich seitdem gearbeitet habe, sind deutlich schlanker - und mit der Geheimhaltung ist es bei weitem nicht so übertrieben wie im Automobilbereich.
Die Themen Elektrizität und Internet sind stark davon abhängig, wie man reist. Dass es für uns ein eigenes Fahrzeug wird, stand lange Zeit nicht fest - auch wenn wir unterbewusst schon lange davon geträumt haben. Mit dem Kauf der alten G-Klasse, die noch recht kurz vor Beginn der Reise ihren Weg zu uns gefunden hat, bewegen sich die technischen und logistischen Probleme plötzlich in einem eigenen kleinen Kosmos.
Das Auto hat aufgrund seiner Vergangenheit beim Militär ein 24V System, das sich aus 2x 12V zusammensetzt, sowie ein zusätzliches 12V Bordnetz. Die Systeme arbeiten autark, sind aber per Knopfdruck zu kombinieren, sodass das 12V Bordnetz beim Fahren geladen werden kann. Das 12V Netz kann zudem über ein Solarpanel auf dem Dach gespeist werden. Um auch etwas abseits vom Fahrzeug genügend Strom zu haben, haben wir als zusätzliches System noch eine Anker Powerstation mit Wechselrichter und Steckdosen, die neben den Arbeitsgeräten z.B. auch unsere Induktionsplatte versorgt, wenn wir draussen kochen. Strom ist damit kein großes Problem - solange wir Diesel haben und die Sonne scheint, müssen wir uns hier keine Sorgen machen.
Internet dagegen ist etwas komplizierter. Elegante Lösungen wie Starlink kommen für uns leider nicht in Frage, da die Netzabdeckung auf unserer Route oft nicht gegeben ist - nicht aus technischen, sondern vielmehr politischen Gründen. So müssen wir zunächst auf unsere Datentarife setzen. Mit dem freien Roaming innerhalb der EU ist zumindest die Strecke bis nach Istanbul abgedeckt. Danach wird es mit lokalen Simkarten und ggf. einem mobilen Router weiter gehen.